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Freitag, der 21.6.1996

Da sind wir wieder
Nach über 4 Monaten hat die Redaktion beschlossen, mal wieder eine Ausgabe der Diumum criticum heraus zu bringen. Anlaß dazu ist zum ersten das einjährige Jubiläum und zum zweiten die ursprüngliche Aufgabe, Sachen in der Schule zu kritisieren. Dieses Exemplar wurde unter strengster Geheimhaltung zusammengestellt, damit diese eine Überraschung für unsere treuen Leser wird. Außerdem soll getestet werden, ob die zuvor genannten treuen Leser überhaupt noch Interesse an der Diurnum criticum haben. Aus technischen und organisatorischen Gründen konnten leider keine Bilder eingefügt werden und auch nicht das übliche Layout beibehalten werden. Wir bitten dies zu entschuldigen. (VEgMS)

ABI ´96
.Im letzten Jahr hatten wir den Abigag noch heftig kritisiert. Dieses Jahr war er schon wesentlich besser. Eine Sache tat ihm allerdings nicht so gut...
Nachdem der Abigag wie in jedem Jahr mit Wasserpistolenspritzereien angefangen hatte, ließ man allmählich die Schüler ein. Die Bühne war nun schon aufgebaut, wieder auf dem Oberstufenschulhof, ein Hindernisparcours war für Kinder der fünften und sechsten Klasse war aufgebaut und die alte Turnhalle war geöffnet. Auf der Bühne lief zunächst Musik vom Band. Die Abiband machte sich langsam warm. Ungefähr eine halbe Stunde später fing es langsam an. Die Band machte wirklich gute Musik, allerdings spielten sie jedes Lied zu schnell. Mit der Zeit stieg dann die Stimmung des Publikums. Dann wurde das ganze von Lehrerspielen unterbrochen. Nicht nur einmal, Als die Band dann wieder spielte und die Stimmung wieder stieg, kam ein Mensch auf die Bühne den jeder auf der Schule kennt und den wir nicht mit Namen nennen und verkündete, daß nach der vierten Stunde erst einmal Pause sei und dann der Abigag vorüber sei, da im letzten Jahr, als der Abigag bis zur sechsten Stunde ging, viele Schüler das Gelände verlassen hatten. Dies störte jedoch glücklicherweise ( so gut wie) niemanden, so daß der Abigag weiterging, Alle feierten fröhlicher denn je. Die Turnhalle ward mittlerweile geschlossen, also kamen noch ein paar Menschen mehr zur Bühne. Wenig später kam der eben genannte Mensch wieder auf die Bühne und verkündete ein weiteres Mal, daß der Abigag jetzt vorüber sei. Wieder störte dies niemanden. Man sang fröhlich Lobesgesänge auf diese Person, als sie wieder von der Bühne verschwunden war. Dieser Mensch war darüber anscheinend jedoch so aufgebracht, daß er nach kurzem Weiterspielen der Abiband ihnen kurzerhand den Strom abdrehte- das gefiel natürlich niemandem, trotzdem wurde weiter gemacht, und um die Störenfriede zu übertönen, gröhlte nun auch die Menge mit. Erst, als mit Ersatzunterricht gedroht wurde, wollten die ersten nicht länger mitfeiern. Und da sich mit drei Mann schlecht feiern läßt, sagten die Abiturienten, die mittlerweile alle auf die Bühne gesprungen waren, daß sie eine Pause machen wollten. Jetzt war der Abigag vorüber. Als man nun die fünfte Stunde mit einer Viertelstunde Verspätung durchgezogen hatte, meldete sich die Person über Lautsprecher und versuchte sich wieder bei den Schülern einzuschmeicheln, indem er die sechste Stunde ausfallen ließ. Ich weiß nicht, ob es ihm gelungen ist,.(DjJ)

Die fünf größten Katastrophen des GaW
1) Die Stundenplanänderungen, denn falls es diese gibt, und das ist garantiert, dann blicken die Lehrer am wenigsten durch.
2) Der Schulhof, denn wenn man durch den Schulhof gehen will, muß man sich hinlegen, weil man über den Müll, der herumliegt, stolpert, und fällt.
3) Die Lehrer, wegen der Brutalität, den noch immer ewig gleichen Phrasen und den noch immer müden Witzen.
4) Das Einsammeln von Geld, denn wer gibt schon gern Geld aus?
5) Die Hausaufgaben, weil man sich täglich die Finger wund schreibt. Und außerdem, wer macht schon gern Hausaufgaben?
P. S.: Ihr seht richtig, der Abi-Gag ist nicht dabei, denn es gibt schlimmeres.
(MTRSY)

PENDEL
von M. A. Martinez

Patrick geht durch die verregneten Straßen Londons. Schwer liegt der Nebel über den Boden und wabert dahin. Seine Oberfläche ist scharf gestochen wie Wasser und wirbelt um seine Beine. In klaren tiefen Tönen klingt die Glocke Big Bens. Plötzlich beleibt Patrick stehen. Er steht an einer Kreuzung, Ihm gegenüber sieht er einen heruntergekommenen Laden mit der Aufschrift "Spititism & Religion". Langsam geht er auf den Laden zu, Mit jedem Schritt wird es wärmer und steigt der Nebel höher. Als er vor der Ladentür steht, dreht er sich noch einmal um. Keine 10 Meter erkennt er nur noch Schatten der Häuser. Weiter hinten breitet sich ihm ein weißes Nichts entgegen. Er nimmt die Türklinke in die Hand und öffnet die Tür. Er betritt einen dämmrigen Raum. Drei Seiten des.Raumes scheinen nur aus Bücherregalen zu bestehen. Nur da, wo die Tür ist, steht noch eine Art Theke, die mehr wie ein Motelempfang aussieht- Doch niemand scheint in diesem dämmerigern, kleinem Raum zu sein. Patrick schaut sich um. Der Name "Spiritism & Religion" paßt, In den Büchern zu Linken sieht er Titel wie `Lexikone of Parapsychologie", "777 and other qabalistic writings", "Sane Occulism" und "Through the Gates of Death"- Zur rechten sieht er Bibeln, Gebetbücher und Rosenkränze. In der Mitte stehen aktuelle Themen wie "UFO's-the Trouth", "Practical Magic" und "Book of Death- and after Death", Patrik ist nicht religiös und kein New-Age-Mann. Aber die älteren Exemplare zur linken über Okkulismus sehen faszinierend aus, so wie alle alten Bücher, Er geht zum linkem Regal und will gerade ein Buch mit dem Titel "Applied Magic", als aus dem Regal ein Buch herausfällt. Es war ganz oben rechts, direkt unter der Decke. Patrick hatte das Buch nicht einmal angesehen. Auf dem Einband sah er ein Buch, eine Kerze und eine Glocke. Die in ganz England bekannten Utensilien für den Exorzismus. "Suchen sie etwas bestimmtes?" Patrick zuckt zusammen. Langsam dreht er sich um. In diesem Laden hätte er alles erwartet, einen komischen alten Kauz, der in seinem Keller den Teufel anbetet, eine alte Frau mit Buckel, aber hinter der Theke steht ein athletisch gebauter, gutaussehender Mann, mit Pferdeschwanz im Haar, braungebrannt und einen einladenem Lächeln. Ein Typ aus einer Männer-Strip-Bar, aber nicht aus einem verstaubtem Esoterik-Handel. "Nein, nein", antwortet Patrick schnell, "ich sehe mich hier nur um." "Wollen sie etwas interressantes sehen?", fragt der Mann. "Oh ja, gerne, Der Mann dreht sich zur vertäfelten Wand um. Sanft drückt er gegen sie. Eine Tafel links neben ihm springt auf Drinnen liegt ein kleines Pendel. Es siht wie eine Holzzwiebel an einer Schnur aus. "Was halten sie davon?" Patrick weiß nicht warum, aber plötzlich ist ihm, als wäre er nur wegen diesem Pendel hierher gekommen. "Wieviel?", fragt Patrick. "Ein neuer Kunde bezahlt nichts. Denn jeder Kunde beehrt uns wieder. Hier!" Mit diesen Worten wirft er Patrick das Pendel zu. Patrick ist sehr ungeschickt, doch er bleibt ruhig stehen und hält die Hand in Augenhöhe hoch, als wolle er aufzeigen. Das Pendel fliegt förmlich hinein. "Auf Wiedersehen."
Drei Wochen später.
Ein Zug fährt durch eine weite Fläche von Gras. Dicht und grün, ohne von Bäumen oder Felsen unterbrochen zu werden, von Ost nach West. Nur im Norden kann man fern die Küste sehen, Wenn der Wind aus Norden bläst, richt man die salzige Seeluft sehr stark und hört man die Möwen so laut, als flögen sie neben einem, Auf blitzenden Schienen nähert sich die Bahn. Es ist die Abschlußfahrt der 10a. Nach dem keine Vorschläge gekommen waren, hatte der Klassenlehrer gefragt, wie denn eine Fahrt an die norddeutsche Küste wäre. Da keiner eine bessere Idee hatte, war es beschlossene Sache. Der Lehrer, Herr Dahle, kenne die Kleinstadt aus seiner Kindheit. Zwar gibt es außer dem altern Leuchtturm keine Sehenswürdigkeiten, aber die Klasse kann sich am Strand, in der Disco und auf der Kegelbahn genug austoben, um sich nicht zu beschweren. Und je weniger auf dem Programm steht, desto weniger Streß und gelangweilte Schüler. Langsam fahren die Waggons Stück an Stück in den Bahnhof ein, Als die Türen sich endlich öffnen, steigt als erster Karsten aus. Er ist der Buhmann der Klasse, Und zwar nur wegen seiner ausgeprägten Arroganz. Noch ahnt niemand, daß der Terror seiner Mitschüler auf ihn seine Arroganz dermaßen steigern wird, daß er einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner Europas werden wird. Anschließend steigen die zehn Mädchen der Klasse und zum Schluß der Rest der Jungen aus. Als Herr Dahle die versammelte Mannschaft auf den Bahnhof dieses Fischerdorfes sah, betete er, daß Gott ihm verzeihe, die Klasse auf dieses Dorf loszulassen. Nach einem imaginärem Amen sagt er~"Das Jugendhotel ist am anderem Ende der Stadt(das bedeutet die Straße herunter und dann rechts)." Das Jugendhotel ist in einem altem Bauernhaus untergebracht. Das Haupthaus ist in dem Bauernhaus selbst untergebracht, mit Empfang, Speisesäalen und Aufenthaltsräumen. Die Schlafsäale sind in ehemaligen Ställen untergebracht. Einer für Jungen, einer für Mädchen. Vom Bauernhof sind nur noch zwei Koppeln mit insgesamt sechs Pferden übriggeblieben. Von hier aus kann man den alten Leuchtturm gut erreichen und bequem zu Fuß zum Strand gehen. Herr Dahle hofft, die drei Tage damit genügend ausgefüllt zu haben. Es ist bereits Abend. Nach einer kurzen Einführung von der Herbergsmutter konnten alle auf ihre Zimmer gehen. Es handelt sich uni 5er Zimmer, mit zwei Etagenbetten und einem einfachem Bett, Patrick ist mit Michael, Matthias, Karsten und Thorsten in einem Zimmer. Er nimmt die obere Etage eines Etagenbettes. Darunter geht Thorsten. Michael und Karsten nehmen ein anderes Etagenbettes. Matthias nimmt das Einzelbett. Während die anderen ihre Betten beziehen und ihre Kleidung einräumen, nimmt Patrick ein kleines Kästchen und rennt zur Toilette. Er schließt sich ein und öffnet den Kasten. Innendrin befindet sich das Pendel, ein Tinten.faß und Papier. Er nimmt eine Seite des Papiers heraus und legt sie fein säuberlich vor sich hin. Daneben stellt er das Tintenfaß und öffnet es. Zum Schluß nimmt er das Pendel und läßt es über das Faß schwingen, Vorsichtig läßt er das Pendel los. Es schwebt über dem Faß. "Sprich!" Auf Kommando springt das Pendel hinein, kommt tiefblau herausgeschossen, ohne einen Tropfen zu verspritzen und fliegt über das Blatt Papier. Wir sind da. Bewegungslos bleibt das Pendel über dem Punkt schweben. "Wo?" Leuchtturm! Damit fliegt das Pendel zurück in Patricks Hand. Unter der aufgehenden Sonne färbt sich das Meer orange. Der Himmel zeigt sich in den aufregensten Farbnuancen, Die sanften Pastelltöne des Horizonts lassen das Meer aus seiner dunklen Schwärze der Nacht heraussteigen und in das dunkle Blau des Tages tauchen. Wie ein Mahnmal wirft der Leuchtturm seinen Schatten über die Koppeln hin zum Bauernhof Patrick liegt in seinem Teil des Bettes und schaut hinunter zum Fenster. Er sieht den Leuchtturm und hat fest vor, dahinzugehen. In seiner Hand hält er fest umklammert das Blatt Papier von gestern. Aus den Falten des Papiers sieht man nur ein Wort: Leuchtturm! Hinter einer Tür kann man den Wortschwall von 26 Pubertierender hören, die die Lehrer ignorieren und sich laut unterhalten. Herr Dahlen ist froh, daß wenigsten keine Lebensmittel herumfliegen und trinkt in Ruhe seinen Kaffee. Peng! Sandra hat das Tablett fallengelassen und in einem Umkreis von 3m Müsli verstreut. "Was ist da hinten los?" Während Sandra ein Kehrblech holt, bekommt er bereits Antwort. Eine kleine Maus huscht quer über den Boden zu einem kleinern Jungen, der in seinen Händen einen Mäusekäfig hält. Mit einem Lächeln der Scham nimmt er die Maus und entschuldigt sich. Was für ein harmonischer Morgen. Nach dem Frühstück dürfen die Jugendlichen in kleinen Gruppen in die Stadt gehen. Nachdem sich herumgesprochen hat, daß das Wasser zum Schwimmen warm genug ist, ist keine Seele mehr da. Die Grundschulklasse, reist gerade ab, mitsamt der Maus. Herr Dahlen findet es merkwürdig, daß ihm die Klasse nicht schon gestern aufgefallen ist. Aber auch egal. Hauptsache sie sind weg. Er selbst wird jedenfalls einen Spaziergang zum Leuchtturm machen. Er war seit seiner Kindheit nicht mehr dort. Er findet es nur schade, daß außer Patrick keiner mit ihm mitkommen will. Er geht die Treppe vom Aufenthaltsraum hinunter und sieht bereits Patrick, der ungeduldig wartet. "Bist Du bereit zum Leuchtturm zu gehen?", fragt er. "Ich denke schon." Die beiden treten aus der Tür heraus und machen sich auf dem Weg zum Leuchtturm. Sie gehen über den feinen Sand, der hier und da Hügel von Wattwürmern aufzeigt. Weit hinter sich hören die beiden den Rest der Klasse, der im Wasser herumtollt. Die ach so erwachsenen 16jährigen benehmen sich wie Kleinkinder. Nachdem es ruhig geworden ist, fängt Patrick an, zu reden. "Sie haben ihre Kindheit hier verbracht, richtig?" "Ja, das stimmt. Ich war damals aber nicht sehr oft am Leuchtturm. Er hat mich zwar immer fasziniert, aber wegen der Spukgeschichten immer abgeschreckt." "Was für Spukgeschichten waren das denn?" "Eigentlich nur eine. Im 18.Jht, hat eine junge Frau Selbstmord begannen, nachdem ihr Mann sie betrogen hat. Aber es heißt, daß in Wirklichkeit die andere Frau, mit der der Mann seine Frau betrogen hat, eine Hexe war und ihre Rivalin ausLust an deren Mann ermordet hat." "Was passierte dann?" "Als der Mann davon erfuhr, rannte er zum Leuchtturm, wo er die Hexe fand, Er schubste sie den Turm hinab und sprang hinterher. Zur selben Zeit verlor der Leuchtturm an Bedeutung." "Wieso?" ".Dieses Fieschernest war früher eine nicht unwichtige Hafenstadt. Doch damals wurde die Kontinentalsperre zu England gehalten und die wichtigen Handelsruten Deutschland-England waren weg. Als wieder Handel mit England geführt wurde, war dieses Dorf bereits vergessen." "Wir sind da." Die beiden stehen auf einer Düne, direkt vor dem Leuchtturm. Während Patrick und Herr Dahlen die Düne hinuntergehen, erzählt der Mann weiter von der Spukgeschichte. "Kurz nach dem Tod der drei erzählte man sich, daß der Leuchtturm in der Nacht manchmal erlischte. Niemand hat es genau beobachtet, aber es sind damals 10 Schiffe in zwei Jahren gesunken. Die halbe Stadt ist aus Treibgut zusammengebaut. Außerdem sei beobachtet worden, daß Kinder im Schlaf zum Turm hinwandelten. Da sind die Leute zum Turm gerannt und haben ihn mit Weihwasser besprengelt, Danach war Ruhe. Aber bis heute geht kein Mensch mehr dahin, Den Kindern wird gesagt, daß die böse Hexe sie holt, wenn sie dorthin gehen." Die beiden stehen nun vor dem Leuchtturm. Er steht auf einem Felsen, und wird von allen Seiten vom Wasser umgeben. Eine Art Metallbrücke führt über Felsen hinweg zum Turm. Während Patrick und sein Lehrer die Brücke überqueren springt ihnen die Gischt ins Gesicht, als wolle sie die beiden davon abhalten, zum Turm zu gehen. Vor der Tür hängt ein offenes Schloß. Es dient wohl nur dazu, die Tür nicht aufspringen zu lassen, wenn es stürmt. Herr Dahlen ist beunruhigt, denn zu seiner Zeit war er zwar auch im Turm, doch war damals kein Schloß vor der Tür. Und vor allem kein neues. In der Stadt schaut sich Frau Schäfer in einem alten Laden um. Es ist ein kleiner Laden, bis zu Decke vollgestopft mit mehr oder weniger guterhaltenem Strandgut. Der Raum erinnert mehr an einen Stephen King Roman, als einen Souvenirladen. Waren da hinten in der Ecke nicht Blutflecken? Und könnte man in der Wand am anderem Ende nicht eine zerstückelte Leiche einmauern? Als Frau Schäfer den Laden betreten hatte, war ihr von Anfang an einBild aufgefallen, vor dem sie gerade steht. Das Bild zeigt den alten Leuchtturm bei Mondschein. Am Horizont fährt ein Schiff und am Strand geht eine halbnackte Frau, deren Gesicht man nicht sieht. Es ist ein sehr romantisches Bild, doch irgendetwas ist falsch. "20DM, die Dame." Der alte Kauz hinter der Ladentheke geht ihr auf den Geist. Wenn sie sich irgendetwas länger als drei Sekunden anschaut, nennt er den Preis. "Können sie mir helfen? Ich überlege, was an diesem Bild nicht stimmt." Der alte Kauz kommt herangehumpelt und stellt sich unangenehm dicht vor sie hin. "Das Bild wurde von einem Jungen unserer Stadt gemalt. Er verstarb kurz darauf Die junge Frau im Vordergrund zeigt seine Freundin." "Ich wollte wi ssen was mit diesem Bild nicht stimmt." Frau Schäfer wurde langsam wütend. Seit ihrer Scheidung vor 10 Jahren hat sie kein Mann mehr so geärgert. In ihrer Stimme klingt aber immer noch der freundliche Unterton, den sie sich in ihrem alljährlichem Urlaub in Senegal angewöhnt hat, "Es ist der Leuchtturm, Er leuchtet nicht. Das Schiff auf dem Bild wird Untergehen und das Mädchen wartet nur auf das Strandgut, in der Hoffnung..." Der Mann hatte Recht. Der Leuchtturm war stockfinster. Mit einem Gesicht der Faszination und aufgerissenen Augen der Erkenntnis drückt sie dem Mann einen 20DM-Schein in die Hand, nimmt das Bild und geht im schnellem Schritt zum Hof. Als sie dort ankommt, weiß sie nicht mehr, warum sie dieses Bild gekauft hat, Sie drückt es der alten Frau in der Tür entgegen und geht weiter die Treppe hinauf. Die Frau ist verwirrt und weiß nicht, was sie mit dem Bild machen soll. Kurz entschlossen hängt sie es über dem Empfang auf Wenn man jetzt zur Tür hereinkam, sah man sofort und unweigerlich das Bild, !Irgendetwas stimmt nicht im Bild." Patrick Lind Herr Dahlen öffnen die Tür zum Leuchtturm. Innen ist, es dunkel und schmutzig. Das einzige, was sie sehen, ist eine Wendeltreppe aus Metall. Das ist kein Leuchtturm, wo der Wärter wohnt, sondern wo er Nachtschicht hat. Von oben kommt ein schwaches Licht. Herr Dahle geht vorsichtig die Treppe hinauf Patrick folgt ihm. stufe für Stufe wird das Licht heller. Schließlich steigen sie in den Leuchtraum. Herr Dahle geht sofort über den schmutzigen Boden hinweg zu den Fenstern. Er öffnet eins und tritt hinaus. In Patricks Hose macht sich eine Beule bemerkbar. Hätte Herr Dahlen sie gesehen, hätte er sich wohl gefragt, wie ein 16jähriger Junge auf einem verstaubten Leuchtturm zu einer Errektion kommt. Behutsam greift Patrick in seine Tasche und zieht das Pendel heraus. Sofort gleitet es aus seinen Fingern und fliegt auf eine alte Truhe zu. Die Truhe ist schwer und mit einem Schloß gesichert. Doch das Pendel will nicht in die Truhe. Es will hinter die Truhe. Patrick dreht sich um, ob Herr Dahlen ihn sieht. Herr Dahlen ist in den Anblick des Dorfes vertieft, das man von hieraus klar und deutlich sieht, Langsam geht er zu der Truhe hin. Seine Füße hinterlassen tiefe Abdrücke im Staub. Schritt für Schritt kommt er dem Pendel näher, das sich schon längst
einen Weg hinter die Truhe gebahnt hat. Er packt die Truhe bei den Seiten und zieht mit aller Kraft. Die Truhe scheint leer zu sein, denn er fliegt einen Meter zurück, mit der Truhe in den Händen. Er schiebt die Truhe von seiner Brust und schaut zu der Wand hin. Auf der unverstaubtem Fläche des Bodens liegt eine kleine Holzscheibe mit Loch. Die untere Spitze des Pendels ist genau auf das Loch gerichtet und verharrt still, Patrick greift zögerlich zu der Scheibe. Ihre Unterseite ist eingedrückt. Plötzlich reißt er die Augen auf und nimmt das Pendel. Vorsichtig zieht er die Schnur des Pendels durch das Loch. Es paßt genau darauf Das Pendel ist nun schwerer und schwingt regelmäßiger, Patrick steckt das Pendel wieder in seine Hosentasche. "Herr Dahlen, ich muß gehen ... ich habe etwas vergessen." Herr Dahlen dreht sich um. Sein Gesicht zeigt Überraschung und Fragen. "Geh Du nur. Ich bleibe..." Doch Patrick jagt bereits die Treppe hinunter. Er rennt über die Metallbrücke und düst über den Sand hinweg, als wäre es Asphalt. Am Hof angekommen, läuft er sofort in die Toiletten. Vorsichtshalber hatte er das Tintenfaß und das Papier dortgelassen. In einer Plastiktüte im Klokasten. Hastig reißt er den Deckel ab und greift hinein. Er nimmt den Beutel heraus und öffnet ihn. Frau Schäfer schlendert über den Markt. Die Hände hält sie hinter dem Rücken verschränkt. So geht sie von Stand zu Stand. Der Markt hat nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Fisch, Fleisch, Körbe, Möbel usw. Es ist eine Mischung aus Markt und Flohmarkt. Das gefällt ihr. So bietet sich ihr eine Vielfalt an Angeboten, Neben einem leckerem Matjes ist ein Stand mit Büchern, gefolgt von saftigen Äpfeln und Weidenkörben. Hin und wieder entdeckt sie einige ihrer Schüler, die sich ebenfalls umsehen. Bei dem Stand mit Büchern bleibt sie stehen. Es sind sehr alte Bücher. Am anderem Ende des Tisches sitzt eine Frau mit Nickelbrille, die in einem ihrer Bücher blättert. "Haben sie auch Bücher, die von dieser Stadt handeln?" Die Frau schaut mißtrauisch Frau Schäfer an. Nach einigen Sekunden lächelt sie und weist auf einen Tisch direkt neben ihr. Frau Schäfer nickt und schaut sich um. Die meisten Bücher erwähnen die Stadt nur nebenbei. Aber einige erzählen von der einst so wichtigen Stadt Klinsburg. Unter einer Abhandlung von der Beinahe-Hansestadt findet sie ein BUch mit dem Titel: 'Die Hexe von Klinsburg' "Wieviel kostet dieses Buch?" Die Frau blickt kurz auf und sagt:"10,-DM" Frau Schäfer legt der Frau einen Zehner hin und geht weg. An einem kleinen Brunnen nimmt sie Platz und fängt an, zu lesen. Schnell ist sie so in das Buch vertieft, daß sie den sich bedeckenden Himmel nicht bemerkt. Patrick hält das Pendel über das Tintenfaß. "Sprich!" Das Pendel gleitet in das Faß hinein und schwebt wieder empor. Langsam schreibt es Worte: Willst Du haben große Macht? "Worüber große Macht?" Alles! "Wie?" Warte ab und Du wirst sehn, daß großes wird geschehn. Damit gleitet das Pendel zurück in seine Hand. Frau Schäfer liest immer noch in dem Buch. Das Buch erzählt von einer Frau, die eines Morgens am Strand ein Pendel fand. Die Frau begehrte den Mann ihrer Schwester und hat ihn verführt. Angeblich mit Hilfe des Pendels. Die Schwester nahm sich das Leben, doch es heißt, die Frau habe sie umgebracht, Daraufhin habe der Mann die Geliebte und sich selbst den Leuchtturm hinuntergestürtzt. Das Pendel sei nach einem Hangemenge verlorengegangen. Es ist wohl ins Meer gefallen. Seit diesem Tag fiel der Leuchtturm aus, Die Frauen sagen, die Hexe habe die Stadt mit einem Fluch belegt. Und so scheint es zu sein: Viele Schiffe gingen unter, die Stadt verlor Bedeutung als Hafenstadt und zerfiel, Platsch! Ein Regentropfen war auf die letzte Seite getropft. Das Buch war zwar dick, aber leicht zu lesen. Der Regen wird stärker. Frau Schäfer nimmt das Buch unter den Arm und läuft zum Hof Herr Dahlen hat sich gerade auf den Weg zurück gemacht, als der Regen anfing. Nun läuft er über den nassen Sand zum Hof Patrick hat das Pendel in der geballten Faust und geht die Trepp zum Aufenthaltsraum hoch. Frau Schäfer und Herr Dahlen kommen zeitgleich an. Sie öffnen die Tür und ziehen die Jacken an. Wortlos gehen sie die Treppe zum Aufenthaltsraum hinauf Patrick ist bereits da und schaut zum Fenster hinaus. Draussen sieht er die anderen, die jetzt auch ankommen, in Badesachen. Nachdem sich alle angezogen haben, versammelt sich die Klasse im Aufenthaltsraum. Es wird sich unterhalten und einige spielen mit Herrn Dahlen Skat. Patrick sitzt still am Fenster und wartet. Plötzlich wird seine Hand warm. Erschrocken wirft er das Pendel auf den Boden. Mit dem Aufprall des Pendels herrscht plötzliche Stille. Keiner sagt etwas. Alles starren auf das Pendel, daß rotglühend durch den Raum schwebt. Ein Schrei! Das Pendel attackiert Jenni, Es fliegt mit seiner sich drehenden Spitze auf sie zu. In Panik schreit Patrick "Stop!" Das Pendel bleibt stehen. Aber nur kurz, dann fliegt es auf Patrick zu. Erwartungsvoll öffnet er die Hand, Doch das Pendel bohrt sich in seinen Unterbauch. Er stöhnt und reißt die Augen auf Er spürt, wie das Pendel sich in ihm bewegt. Während das Bult wie aus einem Bergquell herausspringt, sieht man eine Beule auf dem Bauch, die sich dem Herz nähert. Er fällt auf die Knie. Der Boden ist beits voller Blut. Kein Ton ist zu hören, Alle sind zu geschockt, etwas zu sagen, Da springt die Tür auf Auf der Schwelle steht die vermoderte, von Würmern zerfressene, grüne Leiche einer Frau. " Stop! " Die Beule hört auf, sich zu bewegen. Patrick fällt rücklings in eine Laache aus Blut. In schweren Schritten kommt der halbverweste Körper der Frau näher. Ihr fehlt eine Brust, in der anderen sieht man die sanften Bewegungen kleiner Maden, die sich an dem verfaultem Fleisch erfreuen. Von ihren Haaren sind nur wenige geblieben, wie von der Kopfhaut. Im Gesicht fehlt ein Auge. Statt dessen ist nur die gelbe, vereiterte Augenhöhle zu sehen. Mit jedem Schritt tropft Eiter auf dem Bodern wie ein sanfter, gelber Regen. Sie öffnet ihre rechte Hand, deren Sehnen, unbedeckt von Haut, sich zusammenziehen. Das Pendel kommt blutdurchtränkt aus dem Loch wie ein Faden aus dem Öhr. Sie nimmt den Faden und schwingt damit über dem Boden, Tropfen von Blut fallen auf den Boden und fließen zu der Laache ihrer selbst. Das Pendel fällt in das Blut. Eine kleine Flamme entspringt dem Pendel. Sie breitet sich über das Blut aus wie auf Öl. Zu spät werden die Anwesenden vonPanik ergriffen. Erst als das Zimmer schon Lichterloh brennt, rennen sie zur Tür hinaus.
Drei Wochen später
Nervenheilanstalt Köln
In einem kleinem, weißem Zimmer steht ein Bett. Im Bett liegt ein 16jähriges Mädchen. Um den Kopf trägt sie einen Verband, der die Brandwunden verdeckt. Neben. ihrem Bett sitzt ihre Mutter. Eine etwas kleinere Person, mit grauen, gelockten Haaren und einer Brille. Sanft redet die Frau mit ihrer Tochter, die ausdruckslos an die Decke starrt. "Die Polize erkundigt sich ständig nach dir. Da Du die einzige Überlebende des Brandes bist, hoffen sie, von dir zu erfahren, wie der Brand entstand. Immer wieder sage ich denen, daß Du wahrscheinlich für immer im Wachkoma liegen wirst. Aber sie hoffen genauso wie ich, daß ein kleines Wunder geschieht, ENDE

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